Die Auswirkungen von zu viel Fernsehen wollen führende Grünen-Politiker an sich selbst prüfen: Sie setzen sich 24 Stunden vor den Flimmerkasten. Denn für sie ist die Frage offenbar noch ungelöst, ob Fernsehen dumm und dröge macht.
Nach dem Motto «Ich glotz TV – Rund um die Uhr» wollen führende Grünen-Politiker sich 24 Stunden lang ohne Pause dem Flimmerkasten aussetzen. An der Aktion in der Berliner «Galerie Wohnmaschine» am 22. August nehmen der Fraktionsvorsitzende Fritz Kuhn sowie die Bundestags-Abgeordneten Grietje Bettin, Wolfgang Wieland und Anna Lührmann teil.
Dort wollen sie, ausgestattet mit einem Fernseher und einer Fernbedienung, einen möglichst repräsentativen Überblick über das Durchschnittsprogramm eines Tages bekommen. Das teilten die Grünen am Freitag mit.
Dabei sollen Fragen geklärt werden wie: «Was macht Fernsehen mit uns?», «Macht es dumm und dröge?», «Wie kommen wir mit durchschnittlich vier Morden und weiteren fünf Gewaltverbrechen pro Stunde zurecht?», «Finden wir Kindersendungen kindgerecht?»
Bleibt zu hoffen, dass es nicht zum parteiinternen Streit um die Fernbedienung kommt. Denn beim Zappen müssen sich die Abgeordneten einigen, was geguckt wird, hieß es weiter. Fraktionschefin Renate Künast und die Berliner Spitzenkandidatin Franziska Eichstädt-Bohlig weichen dem möglichen Konflikt aus: Sie wollen nur teilweise mitglotzen. (nz)
nun, der geneigte leser mag sich fragen, wie kommt mensch - natürlich unter der beachtung, dass der gemeine politiker eine besondere spezies ist - nur auf so eine idee?
die antwort findet mensch sogleich im "tv-glotzer" von nina hagen - keine beschreibt die derzeitige stimmungslage bei den grünen besser:
(wenn wer mitsingen möchte - es ist die melodie von "white punks on dope")
Allein!
Die Welt hat mich vergessen
Ich hänge rum!
Hab bei allen verschissen
Ich sitz' zu Hause
Keine Lust zu gar nichts!
Ich fühl' mich alt
Im Sumpf wie meine Omi:
und drum machen es die grünen der hagen nach:
Ich schalt' die Glotze an
Die Daltons Waltons, everyone
Ich glotz' von Ost nach West, 2, 5, 4
Ich kann mich doch gar nicht entscheiden,
Ist alles so schön bunt hier!
Ich glotz' TV
Ich glotz' TV
Wau!
und das resultat liegt natürlich auf der hand - nur benötigt der gemeine mensch für diese erkenntnis keinen 24-stündigen tv-marathon:
Ich bin so tot!
War das nun schon mein Leben?
Meine schöne Phantasie!!
Meine Schaltstellen sind hinüber
Ich krieg'ne Meise weil
Na, ich fass' kein Buch mehr an
Literatur?? Kotz kotz uuuuaah!
Da wird mir übel
Und die Arztromane hab' ich mit zwölf hinter mich gebracht
Mann, bin ich belesen!! Ej!
Und die Erfrischungswaffeln sind ausgelaufen, würgwürg Nürck
Und diese Scheissschokolade macht einen fetter und fetter
Und fetter und fetter...
quintessenz: jaja, es ist nicht leicht den harten weg aus der regierung in die bedeutungslosigkeit der opposition zu gehen, zumal, wenn einen keiner mehr richtig lieb hat.
Re: neues aus der schönen heilen medienwelt der grünen - heute: ich glotz tv
Entschuldigung, das war jetzt aber ein schwachsinniger Kommentar, natürlich ist es keine richtige "Überprüfung" oder "Test" sondern ein Statement ebenso wie es der Song von Nina Hagen ist.
Finde es gut dass sowas thematisiert wird weil Fernsehen ja ein mehr oder weniger großer Einfluss in unserem Leben ist, nicht zuletzt auch aufgrund der Reduzierung der Melatoninproduktion die Fernsehen(auch vorm PC sitzen) gerade Nachts verursacht.
Re: neues aus der schönen heilen medienwelt der grünen - heute: ich glotz tv
du rennst bei mir offene türen ein. selbstverständlich muss die bedeutung der medien für unsere gesellschaft und unser aller miteinander thematisiert werden! wir leben bereits in einer mediengesellschaft, da ist kritik an den medien und deren auswirkungen mehr als geboten.
die seriöse medienforschung und die medienkritik verkommen aber zur farce, wenn diese thematik zu einem populistischen wahlkampfthema degradiert wird und vielleicht als headline übrigbleibt, dass die grünen sich mehr über die hoheit über die fernbedienung gestritten, denn das programm beobachtet haben.
außerdem: was wollen sich die grünen damit beweisen? dass man nach 24 std. dauer-tv-gucken totmüde ist und rechteckige augen hat? vielleicht gewinnen sie gar die erkenntnis, dass das tv-programm verbesserungswürdig ist? das alles wäre nun wirklich nichts neues!
also, was soll das nun? an welchem punkt ist diese aktion mehr als nur ein plumper pr-gag, der zudem die gesellschaftliche dimension der medien der lächerlichkeit auzusetzen droht?
Re: neues aus der schönen heilen medienwelt der grünen - heute: ich glotz tv
An sich fand ich die Idee gut, mal etwas unkonventionell auf den Umgang mit Medien aufmerksam zu machen - zumal es beim ersten Mal im Rahmen einer Bildungskampagne veranstaltet wurde.
Ja, richtig gelesen: beim ersten Mal!
Denn vor über 5 Jahren hat der gute Fritz zusammen mit Rezzo Schlauch das ganze schon mal veranstaltet.
Ergo:
1) Der Alte Fritz steht auf Recycling ;-)
2) Es ist immer etwas schlimmer als es selbst der Alte Luddit befürchtet....
Re: neues aus der schönen heilen medienwelt der grünen - heute: ich glotz tv
> An sich fand ich die Idee gut, mal etwas unkonventionell auf den Umgang mit
> Medien aufmerksam zu machen - zumal es beim ersten Mal im Rahmen einer
> Bildungskampagne veranstaltet wurde.
in den rahmen einer bildungskampgane passt diese aktion prima - denn: ohne bildung keine kompetente mediennutzung (was wiederum im umkehrschluss auch gilt)
> Ja, richtig gelesen: beim ersten Mal!
> Denn vor über 5 Jahren hat der gute Fritz zusammen mit Rezzo Schlauch das
> ganze schon mal veranstaltet.
> Ergo:
> 1) Der Alte Fritz steht auf Recycling ;-)
... und auf scherbenhaufen.
der erste hinterlassene scherbenhaufen lag in bawü, der zweite in der bundespartei (stichwort: bütikofer), und die fraktion kriegt er auch noch hin!
aber ich sehe das gelassen und zudem positiv: dann würde der ( grüne) parteienforscher joachim raschke doch noch recht bekommen in dem, was er bereits 1979 über die grüne bewegung prophezeite, dass diese nämlich schon recht bald durch eine neue alternativkraft abgelöst werden könnte....
> 2) Es ist immer etwas schlimmer als es selbst der Alte Luddit
> befürchtet....
stimmt: aus dem duo infernale wurde inzwischen ein quartett infernale, wobei ich rezzo schlauch allein mehr medienkompetenz zubilligen möchte als den drei "neulingen" an der hiesigen aktion zusammen, da mag eine sich noch so gerne medienpolitische sprecherin nennen.
Re: neues aus der schönen heilen medienwelt der grünen - heute: ich glotz tv
1. wenn sich reinhold beckmann, johannes b. kerner, jörg pilawa, oliver geißen und kai pflaume in einem talk treffen, darf das zurecht als gipfel des grauens bezeichnet werden.
nur, wie soll man es dann noch betiteln, wenn sich kuhn, bettin, lührmann und wieland zum tv-marathon zusammenfinden?
2. die verantwortlichen für diese idee gehören eigentlich dazu verurteilt, einen großteil ihres restlichen daseins auf erden eine unheilvolle mischung aus gzsz, arabella, richterin barbara salesch, fliege, johannes b. kerner, marienhof, vera am mittag, hitparade der volksmusik, kommissar rex und neun live gucken zu müssen.
3. die beteiligten damen und herren sind als politiker genauso eindeutig überbezahlt wie johannes b. kerner als moderator, alternativ könnte aber über einen einsatz dieser vier persönlichkeiten als tele-tubbie-zurückwinker nachgedacht werden.
Re: neues aus der schönen heilen medienwelt der grünen - heute: ich glotz tv
nachzutragen gibt es noch das ergebnis dieses selbstlosen experiments - darüber weiß wiederum die netzeitung zu berichten:
Wie sich Grüne durchs TV-Programm hangeln
22. Aug 14:54
Sie haben sich extra für alle sichtbar in eine Galerie gesetzt. Denn es geht den Grünen darum zu zeigen: Wir gucken ernsthaft Fernsehen, bis wir nicht mehr können. Ein Einblick.
Von Anne Schreyer
Berlin Mitte, Tucholskystraße 35, Galerie «Wohnmaschine»: Der Raum ist hell, auf einem weißen Sofa lümmeln sich seit den frühen Morgenstunden mehrere Erwachsene. Sie schauen fern. Stundenlang. Manchmal unterhalten sie sich, kommentieren das Programm, diskutieren, welche Sendung sie als nächstes ansehen wollen.
Die Grünen-Politiker haben eine Mission: 24 Stunden fernsehen, «Ich glotz TV - rund um die Uhr». Ab und zu bleiben Passanten stehen und linsen in den Raum. Dort tut sich jedoch wenig. TV-guckende Menschen bieten wenig Anregendes, auch wenn es Prominente sind.
Koch- und Gerichtsshows
Der Bundes- Fraktionsvorsitzende Fritz Kuhn und die Bundestags- Abgeordneten Grietje Bettin, Anna Lührmann und Wolfgang Wieland wollen innerhalb eines vollen Tages einen Überblick über das tägliche Durchschnittsprogramm bekommen. Etwa die Hälfte des Fernsehprogramms sei schon vor Beginn festgelegt worden, sagt Grünen-Pressesprecher Christoph Schmitz. «Mit nur einer Fernbedienung müssen sich die Vier über die weiteren Sendungen einig werden. Deshalb wird viel gezappt.»
Ob Kindersendungen, Telenovelas oder Koch- und Gerichtsshows, das Spektrum der Sendungen, die Politiker normalerweise kaum zur Kenntnis nehmen, ist weit gefächert. Eine Kochshow bindet das Interesse der Politiker besonders - bei Werbung beginnen sie zu klönen.
Vielfalt oder Einfalt?
Der Selbstversuch diene dazu zu sehen, «wie viel Vielfalt oder Einfalt wir bei unseren vielen Programmen haben», sagte Kuhn vorher der Nachrichtenagentur dpa. Es gehe ihnen auch darum, wie «im Leitmedium Fernsehen Konflikte gelöst» würden.
Am Nachmittag schien es Vorbeigehenden in der Tucholskystraße zeitweise so, als gehe es auch darum, Konflikte in einer Fernsehen schauenden Gruppe mit nur einer Fernbedienung lösen zu lernen.
ganz besonders süß und wohlwollend auch der bericht im eigentlich durchaus grün-freundlichen tagesspiegel:
Wir wollen da rein!
24 Stunden nonstop: Grüne im Fernseh-Selbstversuch
Mittwoch, neun Uhr morgens. Fritz Kuhn sitzt in der „Galerie Wohnmaschine“ in Berlin Mitte und doziert über das Fernsehen. Frisch sieht er aus, nur sein gestreiftes Hemd ein wenig knittrig. Ihm gehe es gut, sagt er, was erstaunt, denn er hat 30 Stunden nicht mehr geschlafen, 24 Stunden davon nonstop ferngesehen. Es war ein Selbstversuch: „Richterin Barbara Salesch“, „Brisant“, „zibb“, „Maischberger“ und ein Agentenfilm tief in der Nacht. Das volle Programm. Bis heute morgen um halb sieben. Ein Versuch, der als Erstes die Erkenntnis liefert, wie hartgesotten Spitzenpolitiker körperlich wie geistig sind. Eigentlich müsste Kuhn an einer Überdosis laborieren. Doch er ist kurz spazieren gegangen und erklärt jetzt den Journalisten gut gelaunt seine Programmbeobachtungen, die sich im Nachrichtenagentur-Deutsch später so lesen werden: „Grüne fordern mehr Vielfalt im Fernsehen.“
Zu den Fragen „Was macht das Fernsehen mit uns?“, „Macht es uns dumm und dröge?“ hatte die grüne Bundestagsfraktion in einer Pressemitteilung den Fernsehmarathon angekündigt. Die Versuchsanordnung – ein Flachbildschirm, zwei beige Sofas, vier grüne Kissen und ein paar käsige Brötchen fürs leibliche Wohl – wurde nicht im grünen Fraktionsbüro aufgebaut, sondern in einer Galerie in Berlin Mitte. Denn die Beobachtung hatte eine zweite Beobachtungsebene. Und diese Ebene war wohl der wahre Sinn des Ganzen. Das Fernsehen sollte den Politikern dabei zuschauen, wie sie dem Fernsehen zuschauen. Eine Mischung aus Sit-in und „Big Brother“, um in Zeiten von großer Koalition und grüner Unsichtbarkeit wenigstens mal wieder ein bisschen Aufmerksamkeit zu erregen.
Und das Kalkül ging auf. Gleich zu Beginn des Experiments, am Dienstag um halb sieben, baute das „ARD-Morgenmagazin“ seine Kamera vor dem Sofa auf, auf dem sich außer dem Fraktionschef Kuhn die medienpolitische Sprecherin der Partei, Grietje Bettin, und die Bundestagsabgeordneten Wolfgang Wieland und Anna Lührmann installiert hatten. Um neun Uhr reckten bereits vier Radio-Journalisten mit ausgestreckten Armen ihre Mikrofone in Richtung der tapferen vier, um ihre Kommentare abzufangen. „Der Spot ist gut!“, sagte Fritz Kuhn, als die Veltins-Werbung lief, in der Schalkes ehemaliger Manager Rudi Aussauer ein Glas Bier seiner sich auf dem Bett räkelnden Freundin Simone Thomalla vorzieht. „Der ist chauvimäßig!“, antwortete Wieland. Beide lachen. Gemeinsames Fernsehen eignet sich gut, sich als launig und leutselig zu präsentieren. Doch es kam zu einem kleinen Kollateralschaden. Je weiter der Tag voranschritt, desto klarer wurde: Die Politiker kennen fast keine Sendung. Sie haben keinen blassen Schimmer vom deutschen Fernsehen. „Ich schaue lieber DVDs“, sagt Grietje Bettin, die das Ende des spannenden Richard-Gere-Spielfilms opfert, um sich kurz interviewen zu lassen. „Die viele Werbung im Fernsehen stört mich. Ich möchte mich nicht dieser Manipulation aussetzen.“ Von den „Daily Talks“ und Telenovelas spricht sie wie von frühgriechischen Gedichten, die sie heute erstmals die Möglichkeit hat einzusehen. Nun ist Bettin die medienpolitische Spezialistin der Partei – wie will sie mit Senderchefs oder Medienwissenschaftlern reden, wenn sie so wenig von ihrem Spezialgebiet weiß? Eine seltsame Ahnung schleicht sich ein: Ist das auf anderen Politikfeldern etwa auch so?
Am Fernsehen interessiert Politiker vor allem, wie sie selbst reinkommen – das ist die zweite Erkenntnis des Fernsehtages. So schauten um elf Uhr abends noch die Berliner Spitzenkandidatin Franziska Eichstädt-Bohlig und Renate Künast vorbei. Sicher nicht nur, um die Parteifreunde zu besuchen. Schon vor der Galerie wurde Künast von einem Fernsehteam abgefangen. Eichstädt-Bohlig ließ sich mit einem Proviantkorb fotografieren, den sie zur Stärkung mitgebracht hatte. Das laufende Fernsehprogramm verfolgte sie desinteressiert und verschwand bald nach Hause. Aufgeputscht mit grünem Tee, ging es für den harten Kern in die letzte und fieseste Runde: das Nachtprogramm. Doch morgens kurz nach halb sechs kam die Belohnung. Das „Morgenmagazin“ brachte einen Beitrag über die vier beim Fernsehen. „Das Programm“, sagt Fritz Kuhn zufrieden, „ist doch besser, als man denkt.“ Barbara Nolte
Was macht das mit uns?
24 Stunden fernsehen - Bundestagsabgeordnete der Grünen im Selbstversuch
23.08.2006 - Berliner Zeitung
Politik - Seite 01
Wolfgang Kohrt
Mindestens vier Volksvertreter sind gestern sehr früh aufgestanden. So was freut das Volk, weil es sich dann bei den Vertretern gut aufgehoben fühlt. Es sind Fritz Kuhn, Grietje Bettin, Wolfgang Wieland und Anna Lührmann, alle Bundestagsabgeordnete der Grünen. Um halb sieben schon lassen sie an diesem Tag das deutsche Fernsehprogramm auf sich los.
Es ist ein Selbstversuch. Es geht um 24 Stunden fernsehen, ohne Pause, ohne Schlaf. Ort der Konfrontation mit der Unwirklichkeit ist eine Galerie in Berlin-Mitte. Sie hat große Schaufenster, durch die man von draußen den Grünen beim Zusehen zusehen kann. Wenn man will. Selbstversuch, das klingt nach Gefahr. Oder danach, dass niemand weiß, was bei dem Versuch herauskommt. Das könnte hier sogar so sein.
Doch die Grünen-Politiker haben womöglich einen inneren Auftrag gefühlt. Oder die Zeit war irgendwie reif für diese Sache. Oder es gab eine innere Stimme, die ihnen sagte, gehet hin und sehet.
An diesem Dienstag jedenfalls, 71 Jahre nach dem ersten regelmäßigen Fernsehprogramm in Deutschland, wollen sie in einer Galerie und öffentlich herauskriegen, was das Fernsehen mit uns anstellt. Was eigentlich im Fernsehen so läuft. Ob es dumm und dröge macht. "Wir haben relativ wenig Ahnung, wie in der Breite der Programme die Medienrealität aussieht", sagt Fritz Kuhn im Verlauf des TV-Bündnis 90/Die Grünen-Events. Anschließend will er mit seinen Kollegen "öffentlich relevante Fragen" stellen.
In der Galerie gibt es einen großen Flachbildschirm und nur eine Fernbedienung. Manchmal werden Kaffee, Tee und Häppchen gereicht. Sie dürfen ja nicht weg vom Schirm, nur zur Toilette. Und natürlich zu den Interviews. In der einen Hälfte der Zeit zappen sie durch das Programm, in der anderen Hälfte befassen sie sich mit vorher festgelegten Sendungen. Sowas wie "Julia - Wege zum Glück", "Britt - Talk um eins", "Männer TV" auf DSF oder die "Quiz Night" nachts um halb zwei. Vielleicht erfahren wir schon heute, was das mit ihnen anstellt.
Hoffentlich macht es nicht dumm und dröge. Das wäre nicht gut für die Grünen, gerade jetzt im Berliner Wahlkampf. Wobei ja die ganze Chose mit Wahlkampf nichts zu tun hat. Sagt jedenfalls Fritz Kuhn. Für die Nacht zum Mittwoch war der Besuch von Franziska Eichstädt-Bohlig avisiert. Wahrscheinlich hat sie zu Hause keinen Fernseher, die Spitzenkandidatin der Grünen.
In der Galerie glotzen sie also tüchtig. Draußen geht irgendwann die Sonne weg. Unter der Straße rumpelt die U-Bahn. Leute gehen nach Hause. Wahrscheinlich werden sie gleich im Fernsehen sehen, wie die Grünen fernsehen.
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nun aber liebe mittrader, wer hier einen positiven artikel zum thema posten kann, wird von mir garantiert mit 2+ bewertet.
du vielleicht, lieber götz? oder wie sieht es mit ihnen, herr thomask? was sagen unsere ösi-grünen dazu, saladin?
ps - auch wenn es nicht ganz zum thema passt: bei den grünen soll es seit jahren einen sogenannten arbeitskreis planung und organisation geben. in einem bundesland - rheinland-pfalz - hat dieser es kürzlich schon geschafft, sein kürzel für die bündnisgrünen realität werden zu lassen: APO.
Was "Tom-und-Jerry"-Verbote anrichten können - oder: es wird immer komischer...
... so dass ich so gar nicht mehr aus dem lachen herauskomme.
danke, ihr lieben grünen, dass ihr die journalisten und am ende der informationskette auch so bei laune haltet!
hier der kommentar der tagesschau.de
Vier Grünen-Politiker im Selbstversuch
Was "Tom-und-Jerry"-Verbote anrichten können
Die Versuchsanordnung: Vier Grünen-Politiker saßen in einer Galerie in Berlin-Mitte. Vor ihnen ein Fernseher. Sie haben geglotzt - und zwar 24 Stunden am Stück. Das haben sie aber nicht zum Spaß gemacht, sie hatten eine Mission. Fritz Kuhn, Wolfgang Wieland, Grietje Bettin und Anna Lührmann wollten sich laut Selbstauskunft "einen möglichst repräsentativen Überblick über das Durchschnittsprogramm eines Tages" verschaffen.
"Was macht Fernsehen mit uns?", fragen die vier sich auf der Grünen-Homepage. "Macht es dumm und dröge? Informiert uns die Flimmerkiste? Wie kommen wir mit durchschnittlich vier Morden und weiteren fünf Gewaltverbrechen pro Stunde zurecht? Finden wir Kindersendungen kindgerecht?" Zum Auftakt unterstrichen die Politiker noch einmal die Ernsthaftigkeit ihres Projekts. Fraktionschef Kuhn betonte, bei dem TV-Marathon wollten sie sich vor allem jene Sendungen ansehen, die sie als Politiker gemeinhin nicht verfolgen könnten.
Das ist ehrenwert. Das ist richtig. Das ist wichtig.
Durfte Anna Lührmann nie Tom und Jerry gucken?
Vielleicht hatten die Vier gestern morgen aber auch ein Gefühl, als gingen sie auf Klassenfahrt. Vielleicht hatten sie Chips gekauft. Vielleicht haben sie gester Abend eine Pyjama-Party gefeiert. Vielleicht haben sich Anna Lührmann (Jahrgang 1983) und Grietje Bettin (Jahrgang 1975) deshalb für die Grünen entschieden, weil ihre Eltern Alt-Achtundsechziger sind. Vielleicht durften sie deshalb früher nie "Tom und Jerry" gucken, wegen der Gewaltverherrlichung. Und erst recht niemals "Ein Trio mit vier Fäusten". Sondern nur "Wetten, dass.." und das auch nur, wenn sie vorher ohne Proteste gebadet hatten (mit Haarewaschen).
Muss Fritz Kuhn vor dem Einschalten das Programm lesen?
Vielleicht müssen Fritz Kuhn (Jahrgang 1955, zwei Kinder) und Wolfgang Wieland (Jahrgang 1948, zwei Kinder) seit Jahren immer Vorbild sein zuhause. Vielleicht dürfen sie nie vor 18 Uhr den Fernseher anschalten. Vielleicht haben sie nur drei Programme. Vielleicht müssen sie immer erst die Fernsehzeitschrift lesen und sich bewusst für eine Sendung entscheiden ("Eine Reise entlang der chinesischen Mauer", ganz selten auch mal "Tatort"). Vielleicht dürfen sie nie zappen.
So könnte es sein. Wir wissen es nicht. Möglicherweise handelt es sich um ein Hirngespinst. Um eine böswillige Unterstellung der Autorin dieser Zeilen, die nie "Tom und Jerry" gucken durfte.
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ich suche mal weiter, damit ihr auch euern spaß habt...