Sein Doktorvater rückt von ihm ab, Wissenschaftsministerin Schavan schämt sich öffentlich (wenn auch immer noch etwas verdruckst, Bundestagspräsident Lammert (CDU) wirft SPD-Abgeordneten vor, Gutti nicht effizient genug attackiert zu haben, über 30.000 Doktoranden und Unterstützer unterschreiben einen offenen Brief an die Kanzlerin - es kehrt keine Ruhe ein in der Causa Guttenberg. Der Spiegel nimmt die Rolle der BILD ins Visier (und kupfert sein Titelbild dem Anlass angemessen gleich ab):
http://www.bildblog.de/28339/whos-got-a-match/
Auch der ehemalige BamS-Chefredakteur und spätere Stoiber-Bertare Spreng meldet sich im Interview mit dem DLF zu Wort:
Kassel: Das heißt, Sie sehen es schon eher so, dass die Bevölkerung ohnehin eine starke Pro-Guttenberg-Stimmung hat und dass die "Bild"-Zeitung darauf reagiert und nicht umgekehrt?
Spreng: Ja, beides. Das ist ja häufig nicht zu unterscheiden, wie mit der Henne und mit dem Ei. Guttenberg war und ist eine politisch charismatische Figur, die sich von anderen Politikern abhebt. Und er war eine Alternative zu den vielen graugesichtigen Politikern und wurde deswegen gerade von der Verkaufspresse freudig begrüßt, weil mit den anderen graugesichtigen Politikern kein Verkauf zu erzielen ist. Und auf der anderen Seite hat er geliefert und die Blätter bedient, mit Home-Stories, mit anderen Geschichten. Und so ist daraus diese Win-win-Situation entstanden.
Kassel: Nun haben Sie aber selber schon mal in Ihrem Blog, auch im Zusammenhang mit Guttenberg, den früheren DGB-Vorsitzenden Heinz Oskar Vetter zitiert mit dem Satz: Wer sich in "Bild" begibt, kommt darin um. Glauben Sie denn, wenn alles anders gekommen wäre und die Mehrheit der Bevölkerung gesagt hätte, sagen wir mal, eine knappe Mehrheit, 60 Prozent, nein, nein, nein, das geht nicht so weiter mit Guttenberg, dass dann die "Bild"-Zeitung plötzlich was anderes geschrieben hätte?
Spreng: Ein Gedanke zurück vielleicht dazu, was ich in meinem Blog geschrieben habe, meinte ich damit: Ein Politiker, der sich zu eng auf ein Blatt einlässt und gewissermaßen dann auch von diesem Blatt medial geführt wird, tut sich auf Dauer keinen Gefallen, denn er verliert die Souveränität über seine Selbstdarstellung. Und diese Gefahr besteht bei zu Guttenberg immer.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1396222/
Gutes oder schlehtes Timing? Gerade ist eine Guttenberg-Biografie erschienen, deren Verkaufszahlen die gegenwärtige Debatte schon beflügeln sollte. Die Plagiatsaffäre ist noch nicht Gegenstad des Buches; lesenswert findet die Süddeutsche es trotzdem; Guttenberg werde auch so schon als Blender demaskiert:
Vor allen Dingen entschlüsseln sie [die Autoren] Guttenbergs Erfolgsrezept als beispiellose "Souveränitäts-Show". [...]
Er wird später nicht als abwägender Politiker berühmt, sondern als "aristokratischer Sponti", der "rhetorische Slalomfahrten" absolviert und es bisweilen "mit der Wahrheit nicht so genau" nimmt. Gut die Hälfte des Buches ist Guttenbergs politischen Stationen gewidmet. Von seinem Parteieintritt 1999 bis zum Einzug in den Bundestag braucht er nur drei Jahre. Als Außenpolitiker macht er auf sich aufmerksam, indem er instinktsicher oftmals eine Position findet, "mit der er auffällt, weil sie quer zur Mehrheitsmeinung liegt".
Erhellend sind die Studien über Guttenberg als Wirtschaftsminister - ein skurriles Kapitel seiner Karriere, denn wenn man den Autoren glauben darf, hatte Guttenberg denkbar wenig Ahnung von seinem Metier. Seine Referenz, im eigenen Familienbetrieb Erfahrung gesammelt zu haben, erweist sich als Windei. Das Familienvermögen verwaltet heute der jüngere Bruder - damit erübrigt sich die deutsche Erbschaftssteuer - in einer österreichischen Stiftung. Renommierte Unionspolitiker raufen sich in dem Kapitel die Haare ob der mit Naivität gepaarten Chuzpe des aufstrebenden Einzelgängers, der schnell die Beliebtheitsrankings dominiert. Der Wirtschaftsminister erscheint wie ein Geck mit aufgeblasener Vita.
http://www.sueddeutsche.de/politik/guttenberg-biographie-auf-dem-sonnendeck-der- titanic-1.1066174
Eben im heute-journal zweifelte Lepsius erneut unverblümt am Geisteszustand des Verteidigungsministers.
Aber Guttenberg kann ja nicht klagen, denn dann käme alles auf den Tisch.
Wann sagt Guttenberg endlich die magischen drei Worte:
"Ich schäme mich!"
Danach muss er endlich seinen Rücktritt anbieten und Merkel kann, ohne weiteren Schaden zu nehmen, annehmen!
Abschliessend sagte Prof. Lepsius "Guttenberg verdient sich seine zweite Chance nur durch einen Rücktritt."
Lepsius ist der Nachfolger auf dem Stuhl des Guttenberg-Doktorvaters.
Dieser Minister ist eine wandelnde politische Leiche.
Es war schon einen Schnupfen wert!
Es war schon einen Schnupfen wert!
Du Held! Fast so draufgängerisch wie Gutti in der afghanischen Bergwelt! Wo biste denn auf dem Foto?
Kleine Bildergalerie der Schuhproteste:
Nach Seehofers uneingeschränkter Solidarität nutzt Vorgänger Günther Beckstein die Gelegenheit, dem Nachfolger eins auszuwischen, indem er Guttenberg kritisiert. Fast (!) kann einem der Baron da leid tun: CSU-Grabenkämpfe finden mit seinem Rücken ein dankbares Schlachtfeld, auf dem sie sich nun austragen lassen.
Und auch seine Leistungen als Minister, für Merkel ja - angeblich - das entscheidende Kriterium, strahlen weniger hell, wenn man ins Detail geht: Die Bundeswehrreform ist bislang ein einziges Chaos.
Ein wenig konnte man bei den Plänen für die Bundeswehrreform schon die Übersicht verlieren. Eine klare Linie lässt der selbsternannte Reformminister Karl-Theodor zu Guttenberg vermissen.
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-02/bundeswehrreform-guttenberg
Nein, ich bin auf keinem, der am Verteidigungsministerium selbsgeschossenen, Fotos.
Leider habe ich derzeit die Nase nicht nur metaphorisch voll und ich freue mich über jede gutte Nachricht.
Hier das neue Lepsius-Interview
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,748231-2,00.html
"Mit sehr großem Bedauern habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Umstände der von mir betreuten Promotion von Herrn K.-T. zu Guttenberg den Ruf der Universität Bayreuth in der öffentlichen Diskussion in Misskredit zu bringen geeignet sind. Die in der Promotionsschrift von Herrn zu Guttenberg entdeckten, mir unvorstellbaren Mängel sind schwerwiegend und nicht akzeptabel.
Sie widersprechen dem, was ich als gute wissenschaftliche Praxis seit Jahrzehnten vorzuleben und auch gegenüber meinen Doktoranden zu vermitteln bemüht war.
Die Aberkennung des Doktortitels war die notwendige Folge. In meiner ersten spontanen und letztlich zu vorschnellen Reaktion konnte ich - ohne Detailkenntnis der konkreten Vorwürfe - das Ausmaß nicht absehen. Im Blick auf die Originalität der Fragestellung und die Intensität der inhaltlichen Ausarbeitung hielt ich jede Form eines Vorwurfs für ausgeschlossen - zumal Herr zu Guttenberg stets zu meinen besten Seminarstudenten gehörte.
Ich habe den Werdegang seiner Arbeit, wie bei all meinen Doktoranden ohne jede äußere Beeinflussung nach besten Kräften betreut. Ich werde auch weiterhin als Wissenschaftler alles mir Mögliche zur erforderlichen Aufklärung der Umstände durch die Gremien der Universität beitragen."
hat sein doktorvater die arbeit schon mal gelesen?
wenn ihm erst jetzt die fehler auffallen.......
Ganz kluger Kommentar im Spiegel: Der Eigennutz der Mittelschicht treibt sie in die Opposition zum Baron. Ein Hauch von Klassenkampf: Die Arrivierten können keinen prominenten Hochstapler dulden, die unteren Schichten jubeln dem Adeligen zu, weil er den Bessergestellten ne lange Nase dreht.
Wenn Guttenberg fällt, dann weil die Empörung zusätzlich durch handfeste Interessen einer ganzen sozialen Gruppe ein starkes Fundament bekommt. Und damit ist keineswegs das Interesse der parlamentarischen Opposition an taktischen Pluspunkten im Kampf gegen Bundesregierung gemeint. Auch das hätte Guttenberg lässig überlebt.
Nun dämmert den akademisch-arrivierten Mittelschichten mit Hochschulzertifikaten, dass die Nonchalance der CDU-Granden und Guttenberg-Apologeten - "was sind schon Fußnoten"; "scheiß was auf den Doktor" - ihre Berechtigungsausweise für berufliche Erfolge und gesellschaftliche Statuspositionen gefährdet. [...]
[S]einen Stuhl und Posten wird der fränkische Edelmann womöglich am Ende deshalb räumen müssen, weil er die meritokratischen Ansprüche und Stellungen des hiesigen Bildungsbürgertums elementar gefährdet. In solchen Fällen aber bleibt die arrivierte Mittelschicht in Deutschland, bleibt die akademische Klasse nicht still. Es geht um handfeste Interessen; und um die wird ebenso robust wie dauerhaft gekämpft. In diesem Fall trifft es zumindest den Richtigen. Moral und Interessen - daraus bilden sich immer noch die wirksamsten Bündnisse, die weiter reichen als der sonst bekannte mediale Erregungszyklus.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,748079,00.html
Im Blick auf die Originalität der Fragestellung und die Intensität der inhaltlichen Ausarbeitung hielt ich jede Form eines Vorwurfs für ausgeschlossen - zumal Herr zu Guttenberg stets zu meinen besten Seminarstudenten gehörte.Ich habe den Werdegang seiner Arbeit, wie bei all meinen Doktoranden ohne jede äußere Beeinflussung nach besten Kräften betreut.
das riecht nach betriebsblindheit und obrigkeitshörigkeit. vor allem aber danach, dass nach einem doktorhut noch jemand etwas abzugeben hat: nämlich einen professorentitel.
btw, eines liegt mir schon seit tagen auf der zunge - angesichts des sich auch hier ausbreitenden wunsches, dass guttenberg zurücktreten muss: diejenigen, die wollen, dass "gutti" seinen hut lieber heute denn morgen nimmt, sind nahezu ident mit jenen, die wollen, dass merkel über 2013 hinaus regiert. über deren beinahe schon pervers anmutenden hang zu wohl klingenden kosenamen - selbst wenn der so titulierte ein heuchler, betrüger, vollkoffer oder ****loch ist (so viel zum thema verharmlosung durch sprache) - schweige ich mich allerdings lieber aus.
ps: auch ich halte von und zu guttenberg für untragbar. aber für mich macht es nur einen marginalen unterschied - wenn überhaupt -, ob nun merkel oder ein sozi der bundesregierung vorsteht.
siehe #149!
Ganz kluger Kommentar im Spiegel: Der Eigennutz der Mittelschicht treibt sie in die Opposition zum Baron. Ein Hauch von Klassenkampf: Die Arrivierten können keinen prominenten Hochstapler dulden, die unteren Schichten jubeln dem Adeligen zu, weil er den Bessergestellten ne lange Nase dreht.
Wenn Guttenberg fällt, dann weil die Empörung zusätzlich durch handfeste Interessen einer ganzen sozialen Gruppe ein starkes Fundament bekommt. Und damit ist keineswegs das Interesse der parlamentarischen Opposition an taktischen Pluspunkten im Kampf gegen Bundesregierung gemeint. Auch das hätte Guttenberg lässig überlebt.
Nun dämmert den akademisch-arrivierten Mittelschichten mit Hochschulzertifikaten, dass die Nonchalance der CDU-Granden und Guttenberg-Apologeten - "was sind schon Fußnoten"; "scheiß was auf den Doktor" - ihre Berechtigungsausweise für berufliche Erfolge und gesellschaftliche Statuspositionen gefährdet. [...]
[S]einen Stuhl und Posten wird der fränkische Edelmann womöglich am Ende deshalb räumen müssen, weil er die meritokratischen Ansprüche und Stellungen des hiesigen Bildungsbürgertums elementar gefährdet. In solchen Fällen aber bleibt die arrivierte Mittelschicht in Deutschland, bleibt die akademische Klasse nicht still. Es geht um handfeste Interessen; und um die wird ebenso robust wie dauerhaft gekämpft. In diesem Fall trifft es zumindest den Richtigen. Moral und Interessen - daraus bilden sich immer noch die wirksamsten Bündnisse, die weiter reichen als der sonst bekannte mediale Erregungszyklus.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,748079,00.html
Aber einen guten Link kann man auch 3X bringen.
z G. legt heute noch sein amt zurück!
Pressekonferenz um 11:15
In den nächsten Wochen und Monaten finden u.a. folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden (voraussichtlich) Märkte aufgesetzt:
(Hinweis: Links verweisen stets auf Wahlfieber.de - identischer Login)
1. Halbjahr
2. Halbjahr
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