Präsidentschaftswahl 2020: die Ausgangslage
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Wahlkampfmoment
Wanli, 25.04.2020 09:43, Reply toich bin einmal mehr ketzerisch:
selbst meine regionalen wahrheits- und qualitätsmedien sahen sich heute abend genötigt, ihre berichte zum thema mit der feststellung enden zu lassen, trump selbst hätte anschließend erklärt, seine (nach-)fragen wären überwiegend sarkastisch gemeint gewesen.
Das ist nicht ketzerisch, vielmehr naiv. Wenn jemand nach desaströsem Medienecho einen Tag später (!) verlauten lässt, es sei ja alles nur spaß gewesen, werden sicher nur die unbedarftesten Schäfchen vor dem Fernseher nicken: "Ach so, der hat einfach bei einem Gesundheitsbriefing hochgeradig Gesundheitsschädliches vorgeschlagen, weil er sicher war, dass alle über dreihundert Millionen BürgerInnen den Witz verstehen werden - außer dem Kerl in Arizona natürlich, der neulich schon krepiert ist, weil er Dons damaligen Hirnfurz am eigenen Leib ausprobiert hat!"
Kannst in Donalds Worten, seinem Tonfall oder der Körpersprache ja gern mal nach Sarkasmus-Signalen suchen:
https://www.youtube.com/watch?v=33QdTOyXz3w
Trump does not seem to be saying it was a haha joke, but some kind of serious prank, in which he would float a completely preposterous idea and see if he could get the White House media to report it as news. The prank required Trump to maintain a completely deadpan demeanor, and to get Birx’s cooperation, and to let the untruth go uncorrected for about 18 hours before finally revealing the gag. Trump was using his briefing on a deadly pandemic that has killed 50,000 Americans already for an Andy Kaufman–esque ruse, with the concomitant risk that his supporters will be killed in the process.
This is Trump’s defense! Because the actual truth is much worse: He just comes up with insane ideas for cures and demands his medical advisers look into them, because he has no idea how science works and thinks brainstorming kooky notions in public makes him look smart.
Seine Fachleuten scheinen Dons Gefasel jedenfalls nicht übermäßig spaßig gefunden zu haben:
A pained-looked Dr. Deborah Birx listened carefully as Trump mused about "cleaning" bodies with disinfectant. When Trump asked her about using "heat and light" as a treatment, she demurred.
"Not as a treatment," Birx, the White House coronavirus response coordinator and public health expert, replied. "I mean, certainly fever is a good thing. When you have a fever, it helps your body respond. But not as -- I've not seen heat or ... "Trump cut her off -- "I think it's a great thing to look at" -- before moving on.A Trump adviser working with the task force admitted to feeling an immediate visceral reaction to Trump's comments suggesting people could inject themselves with sunlight and disinfectants as a cure for the virus."I wanted to hide," the adviser said. "It was a tough moment to watch."
Das gestrige Briefing jedenfalls fiel auffällig kurz aus und Drumpfs Berater scheinen den Boss (momentan) überzeugt zu haben, sich weniger ausgiebig vor den Kameras zu aalen.A number of Trump's most trusted advisers — both inside and outside the White House — have urged him to stop doing marathon televised briefings.
- They've told him he's overexposed and these appearances are part of the reason polls aren't looking good for him right now against Joe Biden.
- "I told him it's not helping him," said one adviser to the president. "Seniors are scared. And the spectacle of him fighting with the press isn't what people want to see."
But Trump has defended the practice, telling critics that the briefings get good ratings. [...]
But a source said it finally seems to have dawned on Trump, after this incident, that these briefings aren't helping him. The CDC and other public health officials responded obliquely to the comment by telling people not to drink bleach.
https://www.axios.com/trump-daily-coronavirus-briefings-809becf3-9913-4b71-9f92- 1930ad1d29b0.html
Für den Wahlkampf der Demokraten ist der Moment auf jeden Fall eine Chance. Der Orangene hat ja schon häufiger bewiesen, dass er sehr wenig versteht von den Sachverhalten, die Gegenstand der Politik sind und zu denen er sich in bodenloser Ignoranz dann äußert. DIESMAL allerdings ist sein Aussetzer auch für beinahe jeden Laien offensichtlich, noch dazu lädt er dazu ein, sich über den POTUS lustig zu machen.
Daher glaube ich, dass die Demokraten genau dieses Gesabbel des POTUS als Aufhänger nutzen sollten und werden, um generell seine Ahnungslosigkeit hervorzuheben. Diese Geschichte wird uns noch bis in den November verfolgen.
To listen to him in his briefings and other appearances is to hear howler after howler if one has a reasonable grasp of politics and government. The U.S. military, he says, was out of ammunition when he became president. NATO allies owe us money because they’re behind on their dues. Trade deficits are simply unilateral transfers of money from one nation to another. I’m pretty sure he doesn’t know what “pre-existing conditions” means, even though I’ve heard him discuss the topic dozens of times. [...]
Yes, there’s a long history of presidents who deliberately or otherwise sound worse in public than they do in private. It is possible Trump is part of that tradition. Unfortunately, his own staffers regularly tell reporters that he’s no better in private than he is in public.
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Wahlkampfmunition
Wanli, 25.04.2020 11:19, Reply toDie Demokraten springen schnell auf Trumps Fauxpas auf, um dem Wahlvolk die ganze Absurdität so zu verdeutlichen, dass - so wohl die Hoffnung - bleibender Schaden entsteht. Zudem will man den Donald offenbar zusätzlich reizen und dämliche Reaktionen provozieren.
https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/ausland/stierkampf/
Niemand kann das natürlich besser als Hillary Clinton, die bereits entsprechend twitterte:
Please don’t poison yourself because Donald Trump thinks it could be a good idea.
https://twitter.com/HillaryClinton/status/1253697753479331840
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Team Trump versucht dagegen seit mehreren Wochen, einerseits die Verantwortung für den "chinesischen" Virus auf China abzuwälzen und andererseits Joe Biden allzu großer Nähe zum Reich der Mitte zu bezichtigen.
Die Demokraten konterten bislang mit Drumpf-Zitaten vom Jahresbeginn, die Chinas Präsidenten für sein Krisenmanagement loben; jetzt hat man allerdings noch einen weiteren Pfeil im Köcher: Trump steht bei der staatlichen Bank of China mit Millionen Dollar in der Kreide, die Rückzahlung des Kredits wäre 2022 fällig.
Donald Trump is warning ‘China will own the United States’ if Joe Biden is elected president. But Trump himself is tens of millions of dollars in debt to China: In 2012, his real estate partner refinanced one of Trump’s most prized New York buildings for almost $1 billion. The debt includes $211 million from the state-owned Bank of China — its first loan of this kind in the U.S. — which matures in the middle of what could be Trump’s second term, financial records show.
https://www.politico.com/news/2020/04/24/trump-biden-china-debt-205475
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Schließlich noch eine weitere für Team Blau erfreuliche Entwicklung: Mit Blick auf die Pandemie hatten die Demokraten eine Ausweitung der Briefwahl gefordert, die Republikaner blockten dies aber bislang ab: Erleichterte Briefwahl führt zu höherer Wahlbeteiligung und das hilft eher den Demokraten; zudem fallen dann einige miese Tricks weg (die Schließung von Wahllokalen in besonders von Minderheiten bewohnten Gegenden etwa).
Jetzt marschiert Milwaukee, größte Stadt im Swing State Wisconsin, einfach allein los: Alle WählerInnen in der demokratischen Hochburg sollen im November Briefwahlunterlagen samt frankiertem Rückumschlag frei Haus zugestellt bekommen. Kommt das durch, dann steht die GOP Wisconsins vor der Frage, ob man dann nicht lieber im gesamten Staat die unkomplizierte Briefwahl ermöglicht. Und Philadelphia im Swing State Pennsylvania oder Atlanta / Georgia nehmen sich hoffentlich Milwaukee zum Vorbild...
https://www.electoral-vote.com/evp2020/Pres/Maps/Apr23.html#item-7
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Wahlkärtchen
Wanli, 25.04.2020 15:31, Reply toElectoral-Vote hat seit kurzem wieder eine regelmäßig aktualisierte Wahlkarte: Auf der Basis aktueller Umfragen wird das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in den Einzelstaaten progostiziert. Momentan taxiert man Biden auf 330 Wahlmännerstimmen, den Amtsinhaber auf 208 - in manchen Staaten ist es natürlich vergleichsweise knapp.
EDIT
Umfragen sind bislang noch rar, die Einfärbung oben ist also mit Vorsicht zu genießen. Mal ein paar Anmerkungen, strikt nach persönlichem Bauchgefühl:
Bei den Demokraten würde ich Nevada und Colorado in soliderem Hellblau erwarten als Arizona, hier die Einfärbung also tauschen. Bei Pennsylvania könnte ich mir auch nen blauen Rand vorstellen.
Es überrascht mich, New Hampshire unter den mehr oder weniger roten Staaten zu sehen; fände es schon erstaunlich, wenn Drumpf hier obsiegt (2016 hatte er gegen Hillary den Kürzeren gezogen). Iowa erscheint mir auch etwas zu rot; hier scheinen sich die Demokraten Chancen auszurechnen, die republikanische Senatorin Joni Ernst zu schlagen - wenn das Rennen um den Senatssitz also relativ offen ist, dann wird das auch für die Präsidentschaftswahl gelten; eine zartere Rotfärbung wäre hier mMn angesagt.